Gedenktafel an das "Chinesenviertel" in St. Pauli
Seit dem 29. November 2019 hängt in der Schmuckstraße Ecke Talstraße eine neue Gedenktafel an das Chinesenviertel in St. Pauli, das im Mai 1944 gewaltsam aufgelöst wurde. Sie ersetzt die im September 2012 aufgehängte Tafel und ist nun in drei Sprachen (deutsch, englisch, chinesisch) verfasst.
Seit den frühen 1920er Jahren hatten sich ehemalige chinesische Seeleute im Gebiet rund um die Schmuckstraße niedergelassen und betrieben dort Lokale, Geschäfte und Wäschereien. Mit Beginn der NS-Herrschaft änderte sich vorerst wenig für die chinesischen Migranten. Mit den verschärften Devisenbestimmungen und vor allem nach der Kriegserklärung der Chinesischen Republik an Deutschland am 9. Dezember 1941 spitzte sich die Lage der Chinesen zu. Am 13. Mai 1944 führte die Gestapo unter Leitung von Erich Hanisch die „Chinesenaktion“ durch, bei der sie 129 chinesische Staatsangehörige festnahm. Anschließend wurden die Chinesen monatelang im Gestapogefängnis Fuhlsbüttel und im „Arbeitserziehungslager Wilhelmsburg“ interniert und misshandelt. Mindestens 17 Chinesen starben an den Folgen des Terrors der Gestapo und der Zwangsarbeit. Hamburgs China-Town gab es nicht mehr.
Bereits 1996 wurde in der Schmuckstraße auf Initiative der Künstler Gerd Stange und Michael Batz in Kooperation mit dem St. Pauli-Archiv eine Erinnerungstafel aufgestellt, die sich aber nach einigen Jahren in einem derart desolaten Zustand befand, dass sie entfernt wurde. Unterstützt mit Mitteln der Kurverwaltung St. Pauli und des Verfügungsfonds des Bezirksamts entwarf das St. Pauli-Archiv 2012 eine neue Gedenktafel und ließ diese in der Schmuckstraße / Ecke Talstraße aufstellen. Diese Tafel wurde wiederum erneuert und um die chinesische Übersetzung ergänzt.
In der Schmuckstraße vor Hausnummer 7 erinnert ein Stolperstein an den Chinesen Woo Lie Kien, der am 23.11.1944 infolge schwerer Misshandlungen durch die Gestapo starb.